Chris Roberts' Weltraumsaga Wing Commander erhielt mit Privateer 1993 einen Ableger, der in der gleichen Welt spielte, jedoch inhaltlich nichts mit den anderen Spielen zu tun hatte. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Händlers, der mit einem schwach geschütztem Frachtschiff startet.
Im Laufe des Spiels kann man sich entscheiden, ob man anständig bleibt und als Kopfgeldjäger oder Händler durch das All fliegt - als Pirat mag man mehr Geld und Fracht erbeuten können, wird jedoch von allen NPCs attackiert.
Im Gegensatz zu Wing Commander kann man Privateer sein Schiff selbst bestücken - neben Waffensystemen und zugehöriger Munition wie diversen Raketentypen auch mit hilfreichen Extras wie Hyperjump-Systemen und anderem. Die verschiedenen Planeten sind stets von einer bestimmten Kategorie, es gibt Bergwerks-, Forschungs- und Agrarplaneten. Auf jedem Planeten gibt es Terminals, die Missionen anbieten, Schiffshändler sowie eine Börse.
Der Spieler tut gut daran, sich Notizen zu den Rohstoffpreisen zu machen - weiterhin ist es recht sinnvoll, sich die Routen zu überlegen. Wenn eine Mission auf dem Weg zu einem bestimmten Planeten liegt, sollte man bei der Börse dort benötigte Ressourcen einkaufen. Weiterhin ist es natürlich nicht sinnvoll, Ressourcen auf einem Bergbauplaneten zu kaufen und auf einem anderen zu verkaufen.
Das Spiel ist ein harter Brocken - gerade der Anfang ist sehr frustrierend, da das Schiff nicht gut ausgestattet ist und man den oft aus heiterem Himmel auftauchenden Piraten oder Kilrathi - bekannt aus der Hauptserie - hilflos ausgeliefert ist. Eine Aufrüstung der Waffensysteme führt zu geringeren Margen und ist nur sinnvoll, wenn man auf Schiffsjagd geht oder Patrouillenmissionen annimmt.
Die Missionen sind das Herzstück, ohne diese schafft man es nicht, erfolgreich zu sein. Daher ist man gezwungen, das Schiff aufzurüsten. Als friedlicher Händler tut man sich schwer, besser ist man als Kopfgeldjäger dran.
Die Welt ist gigantisch groß, die einzelnen Sonnensysteme sind durch Hyperjumps verbunden - diese kann der Spieler jedoch erst nutzen, nachdem er das Schiff entsprechend aufgerüstet hat. Zwischen den einzelnen Waypoints kann - sofern keine Piraten oder andere Feinde einem das Leben schwer machen wollen - der Autopilot verwendet werden, man landet einige Tausend Meilen vom Ziel entfernt. Der Landeanflug auf Planeten erfolgt automatisch - anders als bei Elite oder Ports of Call muss der Spieler hier nichts tun.
Wer bei dem Ganzen an Elite denkt, liegt genau richtig - spielerisch gibt es sehr viele Parallelen. Der Open-World-Ansatz ist auch sehr faszinierend, der Spieler ist vollkommen frei in seinen Entscheidungen. Im Gegensatz hierzu ist Wing Commander sehr gradlinig, erst in den späteren Teilen gab es mehrere Story-Stränge, abhängig von den Entscheidungen des Spielers. Chris Roberts führte diese Spielmechanik in Freelancer (2003) fort, letztendlich sollte sie in Star Citizen (2013) perfektioniert werden - leider ist dieses Spiel bis heute noch nicht vollendet.
Das Spiel erhielt ein Addon und eine Fortsetzung, die grafisch auftrumpfen konnte, jedoch spielerisch nachließ. Die Grafik des ersten Teils ist auf dem Niveau von Wing Commander II, die Standbilder sind subjektiv höherwertig gerendert. Die Bedienung ist gut realisiert, auch wenn es einiger Übung bedarf, eine Weltraumschlacht mit Maus zu gewinnen - besser ist ein Analog-Joystick, wie bei vielen Spielen aus dieser Ära.
Derzeit ist das Spiel bei GOG.com für 1,49 $ erhältlich - für diesen Preis erhält man eine würdevoll gealterte Weltraumsimulation.